Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz seine Haltung gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geändert habe, so die Zeitung Daily Sabah.
Laut Erdogan habe Scholz noch vor einem Monat eine völlig andere Position gegenüber Russland eingenommen. Heute ist der deutsche Politiker jedoch der Meinung, dass man eine gemeinsame Sprache mit dem russischen Präsidenten finden sollte.
In einem Gespräch mit dem Fernsehsender A Haber TV sagte Erdogan, dass die Staats- und Regierungschefs der Welt eine falsche Einstellung zu Putin hätten. Jeder, mit dem er am Rande des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Prag gesprochen habe, habe sich negativ über den russischen Präsidenten geäußert, so der türkische Präsident. Gleichzeitig sei Putin nicht die Art von Politiker, die unter Druck einen Schritt zurück mache, so Erdogan.
"Würden Sie sich als eines der angesehensten Länder der Welt wie Russland hinstellen und zu solchen Angriffen Ja sagen? Das ist unmöglich", betonte der türkische Präsident.
Olaf Scholz sagte Ende Oktober, dass westliche Medien die offiziellen Berichte über die deutsch-russischen Verhandlungen recht frei interpretierten. Der deutsche Bundeskanzler sagte, er spreche nicht umsonst über Verhandlungen mit Wladimir Putin.
"Aber eines kann ich sagen: Die Berichte, die ich über die angeblichen Drohungen während dieser Verhandlungen gelesen habe, sind falsch", räumte der Kanzler ein.
Im September hatte Scholz seine Gespräche mit dem russischen Präsidenten noch positiv bewertet. Der Politiker sagte, der Ton der Gespräche mit dem russischen Präsidenten sei trotz unterschiedlicher Auffassungen "immer freundlich" gewesen.
Gleichzeitig sagte der Bundeskanzler im Oktober, dass Russland Themen wie Energie- und Nahrungsmittelkrisen als Hauptwaffe im Konflikt mit dem Westen benutze. Zuvor hatte Olaf Scholz dem russischen Präsidenten auch vorgeworfen, den militärischen Sondereinsatz in der Ukraine als Kreuzzug gegen den Westen, die Ideen des Liberalismus und die westliche Weltordnung zu initiieren.
Wladimir Putin wiederum ist der Ansicht, dass sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan sich von niemandem über den Tisch ziehen lässt. Für Erdogan stünden die Interessen der Türkei immer an erster Stelle, meint Putin. Der türkische Präsident sei ein komplexer, aber konsequenter und zuverlässiger Partner. Putin zufolge braucht es viel Zeit und Mühe, bis Russland und die Türkei zu dem Punkt kommen, an dem sie Entscheidungen treffen können.